Kaiser Heinrich II., Tiroler Glasmalerei Innsbruck, 1885.
(Ausschnitt aus einer Farbverglasung im Konstanzer Münster).

Fachbegleitung für Restaurierung von Glasmalerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts

Die Glasmalerei des 19. Jahrhunderts erfährt noch heute eine nur geringe Wertschätzung. Sie gilt als ein untauglicher Versuch, mit altem Formengut ihrerzeit eigene, jedoch bereits überkommende oder wenigstens in Frage gestellte Inhalte auszudrücken. Das nennt man Historismus.

So nimmt es nicht wunder, wenn diese Farbverglasungen leichthin modernen Veränderungswünschen in ihrer architektonischen Umgebung geopfert oder bestenfalls mehr lieblos als fachgerecht nach Schäden wiederhergestellt werden. Als zu Beginn der 1940er Jahre aufgrund des drohenden Luftkrieges in Deutschland nahezu alle mittelalterlichen Glasmalereien sicherheitshalber ausgebaut oder auf andere Weise geschützt worden sind, ist kein Fall bekannt, in welchem auch historistische Farbverglasungen eine solche Vorsichtsmaßnahme erfuhren.

Dementsprechend gravierend waren die Auswirkungen. Selbst wenn das Verglasung tragende Gebäude, im überwiegendem Maße waren es Kirchen, keine direkten Beschädigungen erlitt, genügte der Luftdruck von Explosionen, um jene empfindlich zu treffen. In der Zeit des Wiederaufbaus wurden meist die historistischen Fenster durch Neugestaltungen ersetzt. Nur dort, wo die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung standen, behalf man sich mit Notflickungen bzw. beließ diesen Zustand. Das war vor allem in der ehemaligen DDR der Fall.

Es ist dem langjährigen Leiter der Arbeitsstelle für Glasmalereiforschung am CVMA Deutschland Ost, Erhard Drachenberg, zu verdanken, dass seit Beginn der 1990er Jahre sich diese Situation zuerst in den jetzigen Neuen Bundesländern, in der Folge dieser erfolgreichen Bemühungen auch anderswo, änderte. Im Rahmen mehrerer, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Sitz in Osnabrück) finanziell getragener Projekte, wurden stark geschädigte Farbverglasungen wiederhergestellt und mit einer Schutzverglasung versehen. Dabei kam es in Zusammenarbeit mit den beteiligten Glasmalereiwerkstätten zu einem wahren Quantensprung bezüglich des technischen und organisatorischen Umgangs bei solchen Kampagnen. So wurden Modelle für Schutzverglasungen entwickelt und realisiert, welche, jeweils den spezifischen Anforderungen entsprechend modifiziert, auch für andere Objekte anzuwenden sind. Weiterhin konnte eine Check-Liste vorgelegt werden, die als Leistungsverzeichnis dem Auftraggeber und seinen ihn unterstützenden Fachberatern Handhabe für eine nachvollziehbare und einforderbare Ausschreibung bietet.

Eine Fachberatung oder Fachbegleitung nach Honorarordnung für Ingenieure und Architekten kann angefragt werden.